Interview SOIL Skincare

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Katharina Herrmann

In diesem Blog-Beitrag bekommst du durch die Co-Gründerin Laura Jassoy spannende Einblicke in SOIL Skincare. Das Startup hat sich auf personalisierte Naturkosmetik spezialisiert und nutzt künstliche Intelligenz und Machine Learning um die Hautprobleme ihrer Kunden zu lösen. Wir haben mit Laura über ihre prägende Zeit bei thinc! gesprochen und wie es ist während Corona zu gründen. 

Wie ist die Idee zu SOIL Skincare geboren? Wie hast du deine Co-Founderin Romina kennengelernt?

Ich habe gemeinsam mit Romina bei HitFox in Berlin gearbeitet und wir waren beide teilweise von Hautproblemen betroffen. Romina hatte begonnen mit natürlichen Ölen zu experimentieren und sich immer intensiver in das Thema einzulesen. Sie hatte auch in ihrer Elternzeit angefangen, eigene und individualisierte Öle ohne Konservierungsstoffe zu mischen und an ihr Umfeld zu verteilen, um zu sehen, wie es bei Anderen ankommt. Und siehe da, es hat super funktioniert. Daher haben wir uns letztes Jahr zusammengesetzt und daraus ein Business entwickelt. Wir kommen beide aus einem sehr datengetriebenen Bereich: Ich habe zuvor im HR-Tech-Bereich gearbeitet und sie im Fin-Tech. Daher kam auch der Gedanke, das Produkt mit Daten zu optimieren und mit einem Algorithmus zu untermauern. So ist SOIL Skincare entstanden: Naturkosmetik mit Tech-Ansatz für eine personalisierte Lösung. Langfristig soll SOIL das Go-To Produkt für Problemhaut und personalisierte Kosmetik in Europa werden.

Stimmt es, dass ihr auch künstliche Intelligenz und Machine Learning nutzt?

Das ist richtig. Unsere Kunden können zum einen, einen Fragebogen ausfüllen anhand dessen wir dann das Präparat zusammenstellen. Zum anderen erhalten unsere Kunden zur ersten Bestellung ein Hautabstrich-Set mit dem die Feuchtigkeit, Sebum sowie der pH-Wert gemessen werden, um die subjektiven Antworten von dem Fragebogen zusätzlich mit Daten zu unterstützen. Diese werden anschließend digital eingelesen und in dem jeweiligen Account gespeichert. Man kann dann über die Zeit den Fortschritt der Haut verfolgen. Aktuell nutzen wir noch wissenschaftliche Studien für die Zusammenstellung der Inhaltsstoffe. Langfristig ist es natürlich unser Ziel immer genauer und stärker unsere eigenen Daten zu sammeln, auszuwerten und zu nutzen.

Seit wann kann man eure Produkte erwerben? Wie seid ihr vorgegangen mit dem Aufbau eures Unternehmens?

Wir haben vor einem halben Jahr gelaunched und seit Mai vermarkten wir es mit Hilfe von Performance Marketing. Anfangs war ich die einzige Investorin, aber inzwischen haben wir mehrere Investoren. Tatsächlich plane ich mich langfristig aus dem operativen Geschäft herauszunehmen und SOIL Skincare primär als Investorin und Unterstützerin treu zu bleiben. Ich habe neben SOIL noch andere Investments und bin Mutter von zwei Kindern, wodurch ich im vergangenen Jahr gemerkt habe, dass es zeitlich ziemlich schwierig ist, alles unter einen Hut zu bekommen. Da Romina und ich beide eher Generalistinnen sind, hatten wir am Anfang einen ziemlichen Zug zum Tor und haben alles komplett alleine aufgebaut und umgesetzt. Jetzt sind wir allerdings an dem Punkt angekommen, wo ich noch in manchen Bereichen unterstützen kann aber nicht mehr voll operativ gebraucht werde. 

Was war eure größte Herausforderung bei der Gründung von SOIL?

Eine Herausforderung war die Tatsache, dass wir 2020 - also während der Corona-Pandemie – gegründet haben, was an sich schon etwas wahnsinnig ist (lacht). Wenn wir jetzt nur das Business an sich betrachten, dann würde ich sagen, dass der Aufbau einer eigenen Produktion die größte Challenge war. Das ist auch eher ungewöhnlich in dieser Industrie, da die meisten Kosmetikfirmen als Marketing-Businesses fungieren und alle bei den gleichen Herstellern ihre Produkte beziehen. Oft haben diese auch viele Konservierungsstoffe, da Mindestmengen abgenommen werden müssen. Da wir aber mit unseren Rezepturen komplett flexibel bleiben wollten und es uns auch wichtig ist keine Konservierungsstoffe zu verwenden, mussten wir selber herstellen, da uns kein Lohnhersteller diese Mengen abfüllen wollte. Romina kommt aus dem Weinbau. Daher hatte sie schon etwas mehr mit pneumatischen Abfüllanlagen zu tun. Aber es war trotzdem eine sehr interessante Erfahrung auf einmal in einer alten Gastronomieküche zu stehen und selbst Öle zu kreieren. Wir hatten beide viel Erfahrung mit dem Aufbau von Tech-Startups und wie man Asana-Boards organisiert, aber eine Produktionsstätte aufzubauen ist schon noch mal eine ganz andere Erfahrung.

Wie habt ihr euch die notwendige Expertise angeeignet, die ihr in euren bisherigen Jobs vermutlich noch nicht sammeln konntet?

Das ist ein guter Punkt. Aus verschiedenen Quellen, die uns auch unterschiedlichen Input liefern konnten. Zum einen haben wir sehr viel Forschung zu den Inhaltsstoffen betrieben und wissenschaftliche Studien für unsere Auswahl herangezogen. Vor allem Romina hat sich sehr intensiv mit Inhaltsstoffen auseinandergesetzt. Zum anderen haben wir unterschiedliche Berater*innen (zum Beispiel Chemiker*innen und Kosmetik-Spezialist*innen) interviewt und bezahlt. Aber auch beim Einstellen unserer ersten Mitarbeiterin haben wir darauf geachtet, dass sie uns mit Expertise unterstützt, die wir selbst nicht haben. So hatte sie beispielsweise einen Formula Botanica Naturkosmetik Produktionskurs absolviert. 

Was war euer bisher größter Meilenstein?

Das ist fies, denn es gibt so viele. Unser Launch war natürlich ein sehr großer Meilenstein, da man so lange darauf hinarbeitete. Es fühlte sich allerdings in etwa so an wie eine Prüfungsphase. Die fast größeren Meilensteine waren für mich die externe Anerkennungen, die man nicht wirklich aktiv beeinflussen konnte. Ein großer Erfolg war zum Beispiel, als der erste externe Investor in uns investierte. Genauso wie unser erstes große Presse-Clipping, für das man nicht bezahlt hat und trotzdem eine Anzeige im Wert von 30.000 € bekommt, einfach weil man die PR-Agentur von seinen Produkten überzeugen konnte. Das sind Momente, in denen man das Gefühl hat, man macht das Richtige. 

Gibt es etwas, das ihr gerne früher gewusst hättet oder das ihr im Nachhinein anders gemacht hättet?

Romina und ich sind beide sehr pragmatisch, das heißt wir wussten von vornherein, dass es Situationen geben würde, in denen es nicht so laufen wird, wie geplant. Wir haben damit gerechnet, dass Dinge nun mal anders kommen können. Jedoch ist ein Punkt, den wir wahrscheinlich etwas strategischer hätten angehen können, das Marketing. Hier wäre es gut gewesen, wenn wir von Anfang an mit den richtigen Berater*innen und Unterstützer*innen zusammengearbeitet hätten. Wir haben viel probiert und wollten organisch wachsen, aber da wir erst im Mai mit unserem Performance Marketing angefangen haben, fehlen uns aktuell noch Daten zur Traction, nach der wir oft gefragt werden. 

War es schon immer dein Traum zu gründen bzw. woher kommt deine Begeisterung für Start-ups? 

Ich komme nicht aus einer Unternehmerfamilie und bin nur durch Zufälle zu thinc! gelangt. 2007 und 2008 war es auch noch ziemlich uncool zu Gründen – die meisten mannheimer Studenten wollten in die Beratung oder ins Investment Banking gehen – also waren wir fast schon so ein Art Hippie-Klub. Wir waren auch nicht besonders viele Mitglieder, aber ich fand  alle super sympathisch bei thinc!. Über die Berlinreise mit thinc! bin ich dann auch mit einem Company-Builder in Berlin in Kontakt gekommen und saß auch beim Lunch mit zwei Gründern und meinem heutigen Mann. Darüber habe ich auch eine Praktikumsstelle bei einem Startup bekommen bei dem ich insgesamt fünf Jahre vom Aufbau bis zum Exit dabei war. Durch meine Zeit dort bei Fyber habe ich gemerkt, dass mir die Arbeit im Startup total Spaß macht, aber es mich etwas ärgerte, dass ich - obwohl ich von Anfang an dabei war und auch im Managementteam - nicht die Gründerin bin. Es war ab da immer für mich klar, dass es im nächsten Schritt anders sein sollte. Aber ich bin eher eine Umsetzerin und weniger eine Visionärin. Ich profitiere daher sehr von Partnern und gehe auch in der Rolle als Beraterin und Unterstützerin auf. 

Romina & Laura

Was hast du aus deiner thinc!-Zeit mitgenommen?

Durch thinc! habe ich gelernt, wie die deutsche Startup-Szene funktioniert und ich konnte ein riesiges Netzwerk aufbauen z.B. durch die Berlin-Reisen und Vorträge. Damals waren wir auch noch deutlich kleiner und es gab keinerlei Hierarchien oder Zuständigkeiten, daher habe ich durch thinc! mitunter auch gelernt, wie man etwas aufbaut und strukturiert. Im Prinzip hat die Zeit bei thinc! meine gesamte Laufbahn beeinflusst und das, was ich aktuell mache. 

Wir danken Laura für das Interview und wünschen ihr alles Gute für die Zukunft. Wir hoffen, dir als Leser*in hat dieses Format gefallen. Sollte dies der Fall sein, teile den Artikel gerne in den sozialen Netzwerken und gebe uns Feedback!